Johannes Winter. "Die verlorene Liebe der Ilse Stein. Deportation, Ghetto und Rettung"
Als Hitler an die Macht kam, war Ilse Stein keine zehn Jahre alt. Den Prozess der Aussonderung stand sie durch, die Gewaltausbrüche gegen Juden im heimatlichen Dorf im Vogelsberg, die Vertreibung und Flucht in die Stadt Frankfurt am Main, die Planmäßigkeit der Demütigungen, die Gesetzmäßigkeit von Beraubung und Verelendung, schließlich die Deportation nach Osten. Die Familie Stein wurde nach Minsk in Weißrussland deportiert, ins Ghetto – ein Wartesaal des Todes für tausende deutscher Juden. Dort begegnete die siebzehnjährige Ilse Stein Willi Schulz, Hauptmann der Wehrmacht.
Dass Ilse Stein überlebte, ist auch sein Verdienst, der Parteigenosse, aber kein Nazi war. Dem Paar gelang die Flucht zu den Partisanen. Ilse stein gerät in die Hände der sowjetischen Geheimpolizei. Ein zweites Mal deportiert, erlebte sie das Kriegsende in Sibirien. Den Hauptmann verlor sie für immer aus den Augen.
Am 28. März präsentiert Johannes Winter die Biografie einer jüdischen Frau, die aus Deutschland vertrieben wurde. Eine ergreifende Erzählung über Mut und Menschlichkeit inmitten des mörderischen 20. Jahrhunderts. Behutsam erzählt und zutiefst berührend.
Der Autor: Johannes Winter, geboren 1946, freier Autor und Publizist, Studium in Tübingen und Frankfurt am Main, Mitbegründer der taz, Nachrichtenredakteur beim Hessischen Rundfunk, seit 2001 Mitarbeiter an Projekten zur historischen Friedensforschung. Zahlreiche Veröffentlichungen. Bei Brandes&Apsel erschien: Herzanschläge. Ermittlungen über das Verschwinden von Juden, Zwangsarbeitern und Kriegsgefangenen aus dem Dorf.