Dialog der Erinnerung über Holokaust und Ghetto im Schloss Mir

Dialog der Erinnerung über Holokaust und Ghetto im Schloss Mir.

W. Nawitsky

Das Schloss Mir gilt als Baudenkmal des XVI–XX Jahrhunderts. Das ist eines der populärsten Touristenobjekte in Belarus, wo Tausende von belarussischen und ausländischen Besucher jedes Jahr ankommen. Das Museum «Mirsky Schloss-Komplex» umfasst mehr als 40 Expositions- und Ausstellungsräume, die im Nordgebäude des Schlosses, in den vier Türmen und in der Grabeskirche von den Fürsten Sviatopolk-Mirsky befinden. Zwei von ihnen widmen den Ereignissen des Zweiten Weltkriegs und der Lage des Ghettos im Schloss Mir. Die Hauptarbeit vom Schaffen dieser Expositionen fanden die Mitarbeiter des Nationalen Kunstmuseums der Republik Belarus mit Hilfe vom stellvertretenden Generaldirektor des Museums N.M. Usowa statt, denn Schloss Mir war als Filiale dieses Museums bis 2011. Zunächst schlug man vor, dass sich die Expositionen weiter hinzufügen und erweitern werden. Vom Schaffen der Exposition «Ghetto im Schloss Mir» nahm das Museum der jüdischen Geschichte und Kultur in Belarus unter der Leitung des Direktors I. P. Gerasimova aktiv teil.

Eines der Hauptexponate heißt «Buch der Erinnerung», wo die Namen der Juden und der Bewohner des Ortes von Mir, die im Krieg gefielen, eingeschrieben sind. Diese Listen wurden von den Mitarbeitern des Museums von Mir O.W. Nowitzki und L.B. Prokopenko im Zonalen Staatsarchiv in Baranawitschy im Jahr 2007 identifiziert. Im Jahr 2008 schrieben sie ein Brief an Sarra Lander (1930-2017) in Kasan, die sich als 12-jähriger Mensch mit der Mutter im Ghetto befand und die Glück hatte, zu überleben. Die Adresse wurde von der Einheimische, einer engen Freundin von Sarra Benzianowna, Lydia Georgiewna Radjuk zur Verfügung gestellt. Endlich war es zwei Briefe (12 Februar und 20 August im Jahr 2008) bekommen, wo das Vorkriegsleben und der Aufenthalt im Ghetto ausführlich beschrieben wird. Diese Briefe wurden als wertvolle historiographische Quelle. Jetzt wurde die Kopie einer der Briefe in der Exposition zur Verfügung gestellt. Persönlich mit Sarra Lander unterhielt I.P. Gerasimova, durch die die Sachen und Fotos Sarras Onkel Jakow Rosowsky, der in Jablowschina in der Nähe von Mir im Jahr 1941 erschossen war, Sarras Onkel Zyama Berman und Sarras Mutter Anna Savelievna im Museum der jüdischen Geschichte und Kultur in Minsk übergeben wurden. Bei dem Schaffen der Exposition im Schloss Mir wurden diese Materialien ebenfalls benutzt [4].

Mai 1942 wurde das Ghetto aus dem zentralen Teil des Ortes im Schloss Mir verlagert, wo es 3,5 Monate existiert. Etwa 850 Juden erwiesen sich in den mittelalterlichen Mauern isoliert. Das Gelände des Schlosses wurde mit einem Stacheldrahtzaun umgeben, es war eine Übergangsstelle. Gefangenen wurden zur Arbeit gebracht, um einen Verschüttung nach Bombenangriffen zu zerlegen.

Im Ghetto organisierte eine Widerstandsgruppe unter Jugendlichen, ein 20-jähriger Jude Oswald Rufeisen, der als Übersetzer in der Lokalabteilung der Polizei diente, half Waffen aufzutreiben. Am 11. August konnten etwa 200 Menschen mit seiner Hilfe weglaufen. 650 Juden des Ghettos, die blieben, wurden von Faschisten am 13 August 1942 im Wald Jablowschina erschossen [2].

Oswald Rufeisen wurde von Faschisten gefasst, aber es glückte ihm, wegzulaufen. Er versteckte bei Nonnen eines katholischen Klosters, bei denen 15 Monaten war. Dann ging er in einer Partisanentruppe, wo er bis zur Befreiung von Belarus kämpfte. Im Jahr 1945 trat er dem katholischen Karmeliterorden bei und fuhr später nach Israel. Oswald Rufeisen (Abba Daniel) schuf ein Altersheim für «Gerechter unter den Völkern» in der Stadt Naharija, diente immer Messen auf jemandes Bitte. In der Stadt Haifa, wo er in den letzten Jahren lebte, empfing ein karmelitischer Vorsteher Gläubigern einer beliebigen Konfession, er machte ihnen Exkursionen. Jedem, der zu ihm kam, sagte er gerne: «Hier befinden wir uns am Ursprung des Christentums. Hier gibt es keinen Raum für Trennungen». 1992 kam Oswald Rufeisen in die Siedlung von Mir, wo er auf die überlebende Gefangene des Ghettos von Mir traf, die ihm ihre Rettung schuldeten.

Anfang April 2015 wurde ein Paket von den Mitarbeiter des Schlosses Mir aus Israel dank Elischewa Hemker, die seit vielen Jahren als Helferin von Abba Daniel war, bekommen, wo sich Oswald Rufeisens Sachen befanden. Das ist ein Kelch, eine Monstranz, eine Stola, zwei Kreuze, eines von ihnen wurde von der lateinamerikanischen Bruderschaft geschenkt, und noch Fotos und ein Buch von Dieter Korbach «Daniel, der Mann aus der Löwengrube: Aus dem Leben von Daniel Oswald Rufeisen» [3].

Im Mai 2010 wurde zwei Videoerinnerungen, die etwa 120 dauern, der Gefangenen des Ghettos von Mir von Shoah Foundation Institute in California bekommen: Maria (Mary) Gilmowska (Brooklyn, USA, 24. Januar 1997) und Sara Lander (Kasan, Russland, 17. Juni 1998). Die Inhalte der Interviews sind teilweise in den Texten der Exkursionen «Die Kriege des 20. Jahrhunderts» und «Ghetto im Schloss Mir» enthalten. Man plant das Aufstelle von interaktiven Geräten für die Fragmentendurchsicht der Videomaterialien in den Expositionsräume.

Es gibt auch Information über die Gerechten Sophia und Ignat Ermolovich aus dem Ort von Mir. Im Krieg retteten sie zweimal Juden. Das erste Mal konnte Familie Ermolovich am 9. November 1941 am Tag der ersten Massenerschießung sechs Menschen vor dem Tod in ihrer Scheune retten, die während der Durchsuchung nicht gefunden wurden. Unter ihnen war ein 20-jähriges Mädchen Tsilya Kopelovich (danach Zakheim), das mit ihnen in der Vorkriegszeit auf derselben Straße wohnte. Nachdem Juden ein paar Tage in der Scheune gewartet hatten, war sie ins Ghetto zurück. Das zweite Mal halfen sie nur Tsilya retten, als sie im August 1942 aus dem Ghetto weggelaufen hatte und durch den Wald gebummelt hatte, erkannte sie, dass sie nicht überlebt. Das Mädchen kehrte in Mir zurück. Sophia und Ignat Ermolovich versteckten und fütterten sie, gaben ihr Kleidung und Schuhe. Bei Tagesanbruch brachte Ignat Tsilya in den Wald, wo sie das Lager der Familie Belski fand. Nach dem Krieg kam das Mädchen in Mir und verneigte sich vor den Menschen, die ihr halfen, die Kriegsjahre zu überleben. Tsilya verkaufte das Haus und fuhr nach Südafrika zu Verwandten. Dann zog sie nach Israel um, aber sie unterhielt die Verbindung zu den belarussischen Landsleuten. Die Leistung der Bewohner von Mir vergisst man nicht [5]. Am 26. November 1995 gab Nationale Gedenkstätte für Katastrophe und Heroismus Yad Vashem in Israel Sophia und Ignat Ermolovich als Gerechter unter den Völkern zu. Sie gehören zu den 618 Belarussen (Daten zum 1. Januar 2016), die den Ehrentitel bekamen.

2017 gelangt man dank der belarussische Rubrik des Programms "Warte auf mich" des Fernsehkanals ONT die Nachkommen der Gerechter unter den Völkern, nämlich Sophia und Ignat Ermolovich aus dem Ort von Mir, finden. Am 28. Juni kam Olga Wjatscheslawowna Tatur, nähmlich der Schwiegertochter der Adoptivtochter von Sophia und Ignat Ermolovich, im Schloss Mir an, um dem Museum das Diplom und die Medaille der Gerechten und die Fotos für die Exposition zu übergeben. In dieser Moment werden das Diplom und die Medaille im Museum präsentiert.

Mitte August 2017 wurde das Schloss Mira von Olga Nikolajewna Ivanova (1955) mit seinem Bruder Viktor Nikolajewitsch Ivanov (1951) aus Weliki Nowgorod, deren Mutter Maria Samuilovna Ivanova (Grinwald Waldort) (1922-2009) sich im Ghetto des Schlosses von Mir befand, lief weg und war als Krankenschwester von August 1942 bis Juli 1944 in der Partisanentruppe «Pro Belarussische Sozialistische Sowjetrepublik» der Brigade «Pro Belarussische Sozialistische Sowjetrepublik». Sie brachten die Kopien der Fotos und Dokumenten ihrer Mutter mit. September 2017 wurden per E-Mail Fotos und eine Videoerinnerung der Großmutter von Maria Ivanovas Enkel, nämlich Nikolaus, bekommen, die auf Dezember 2002 datieren (den Brief vom 31 August 2017 wurde von Mitarbeiter des Museums von Mir per E-Mail von Maria Ivanovas Enkel, nämlich Nikolaus bekommen).

Von 23. bis 29. Januar 2017 fand «Woche der Erinnerung» im Museum «Mirsky Schloss-Komplex» statt, die dem Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust (es wird am 27. Januar begangen) widmet. Wenn Besucher den Ausflug durch das Nordgebäude gebucht hatten, bekamen sie eine kostenlose Exkursion durch die Ausstellungsräume «Die Kriege des 20. Jahrhunderts» und «Ghetto im Schloss Mir». Es wurde auch beschlossen, auf der offiziellen Website des Museums www.mirzamak.by im Abschnitt "Geschichte" ein «Buch der Erinnerung» zu machen, wo sich die Listen der erschossenen Bewohner des Ortes von Mir, die Listen der Juden-Partisanen (von 1941 bis 1944) von Mir und die Listen der Gefallener und der Vermisster in den Partisanentruppen.

Während «der Woche der Erinnerung» konnte man auch das Lied «Balagole», die im Ghetto in Mir vorkommt, hören. Das Lied wurde von dem Kandidaten der Kunstwissenschaft, nämlich Inessa Fjodorowna Dwushilnaja, zur Verfügung gestellt. Die Information zu diesem Lied gibt es in ihrem Buch «Das Thema des Holocaust in der akademischen Musik» [1].

August 2017 fand im Museum ein Requiem zum 75. Jahrestag der Zerstörung des Ghettos im Schloss Mir statt. Das Ziel dieser Veranstaltung heißt die Erinnerungen an die toten Bewohner des Ortes von Mir in der Kriegsjahr und an die tragischen Ereignisse im Ghetto im Schloss Mir. Unter den geladenen Gästen waren die Vertreter des Bundes der weißrussischen jüdischen Gesellschaften und Gemeinden und der örtlichen Gemeinschaft, die Mitarbeiter der Historischen Werkstatt, Familie Tatur. Als Moderatoren dieser Veranstaltung waren Vadim Nowitzki, nämlich dem Studenten von BSU, die Mitarbeiter des Museums «Mirsky Schloss-Komplex» und Alexandra Daviduk, nämlich der Absolventin der Historischen Fakultät von BSU. Auf der Veranstaltung wurden Videos mit Erinnerungen der ehemaligen Gefangenen Sarra Heimowitsch (Russland) und Maria Gilmow (USA) von der "Shoah Foundation Institute" gezeigt, die von dem US-Regisseur Stephen Spielberg an der Universität von Südkalifornien und und die Sujes des Fernsehsenders "ONT" (die weißrussische Rubrik des Programms "Warte auf mich") über die Nachkommen der Gerechten aus dem Ort von Mir Sofia und Ignat Ermowitsch und über ihre Ankunft im Schloss Mira.

In der Ausstellung über die Entdeckung des Ghettos im Schloss Mir wurde ein Tablet mit Fotos der überlebenden Gefangenen: Sara Lander, ihrer Mutter Anna Heimowitsch, Maria Gilmowska, Chaima Vezba hinzugefügt. Jedes Jahr wird dieser Stand mit neuen Fotos ergänzt. Die Nachkommen jener Juden, die im Ort von Mir lebten und die Glück hatten, zu überleben, versuchen nach dem Besuch der Ausstellung jede Möglichkeit zu finden, um Fotos ihrer Vorfahren ans Museum zu übergeben.

In diesem Moment befinden sich 4 denkwürdige Zeichen in der Siedlung städtischen Typs Mir des Korelischen Gebiet an den Grabstätten der erschossenen Bewohner des Ortes von Mir im Zweiten Weltkrieg:

  1. auf der Tankistenstraße, am Rande des Parks hinter dem Schloss Mir und neben dem Staatlichen Künstlerischen Berufskolleg von Mir, am Ort der Erschießung etwa 1600 Juden am 9. November 1941. Das denkwürdige Zeichen wurde in der Nachkriegszeit aufgestellt. Im Oktober 1997 wurden zusätzlich 2 Gedenktafel aufgestellt und ein Gedenkzeichen fürs Geld der Vereinigung des ehemaligen Ghettos von Mir in Israel erneuert. Auf einer Gedenktafel steht, dass das ein Denkmal für 1600 Juden ist, die hier ermordet wurden. Die zweite fügt hinzu, dass der Rabbi Awraham Zvi Kamai an diesem Ort von Mir getötet wurde [6];
  2. in der Oktoberstraße wurden mehr als 700 Juden im November 1941 erschossen. Das denkwürdige Zeichen wurde in der Nachkriegszeit aufgestellt.
  3. Am 13. August 1942 wurden mehr als 600 Menschen in Jablowschina erschossen. 1966 wurde der Obelisk auf dem Grab aufgestellt. Daneben befindet sich eine Gedenktafel auf Hebräisch und Belarussisch. «"Hier wurden die Bürger und die Juden der Stadt Mir begraben, die am 13. August 1942 von faschistischen Eindringlingen und Helfer getötet wurden. Möge ihr Andenken zum Segen sein». 1998 wurde das Denkmal durch Geld der Vereinigung des ehemaligen Ghettos von Mir in Israel erneuert;
  4. Am 20. Juli 1941 wurden etwa 25 junge Juden und Aktivisten in Jablowschina erschossen.

In der Siedlung städtischen Typs Mir erhält sich auch die Erinnerung an die sowjetischen Krieger, die am 7. Juli 1944 bei der Befreiung des Ortes durch Truppen des 41. Schießkorps der 3. Armee der 2. Belarussischen Front getötet wurden. Die Grabstätte von 44 Kriegern befindet sich auf dem Platz des 17. September im Zentrum der Siedlung. 1951 wurde eine Skulptur eines Kriegers am Grab errichtet. In den frühen 2000er Jahren wurde das Denkmal erneuert.

Schlussfolgerungen

Der Dialog der Generationen ist Erinnerung für die Zukunft. Das Thema des Holocaust und die Lage des Ghettos im Schloss Mir vergisst man in der Geschichte der Siedlung städtischen Typs Mir nicht. Die Expositionen, die im Museum «Mirsky Schloss-Komplex» geschafft wurden, gelten echt als Beweis für den Zweiten Weltkrieg und die Lage des Ghettos. Die Mitarbeiter des Museum arbeiten aktiv, um Informationen über den Krieg zu sammeln und um überlebende Gefangenen zu finden, das bedeutet, die Interesse ist noch unauslöschliche. Für die Besucher des Museums findet man die thematische Ausflüge durch die Räume statt, die sich dem militärischen Thema widmen. Es gibt auch Ausflüge durch das Dorf mit Besuchen der Grabstätten der Opfer des Zweiten Weltkriegs. Die Schüler der Mittelschule der Siedlung städtischen Typs Mir und des Staatlichen Künstlerischen Berufskollegs von Mir passen auf die Aufrechterhaltung der richtigen Lage der Grabstätten auf.

 LISTE DER GEBRAUCHTEN QUELLEN

  1. Двужильная, И.Ф. Тема Холокоста в академической музыке / И.Ф. Двужильная. – Гродно: ГрГУ, 2016. – 227 с.
  2. Новицкая, О.В. Местечко Мир в годы немецко-фашистской оккупации / О.В. Новицкая // Победа – одна на всех: материалы международной научно-практической конференции, Витебск, 24 апреля 2014 г. / Вит. гос. ун-т; редкол.: А.И. Жук и А.А Коваленя (отв. ред.) [и др.]. – Витебск: ВГУ имени П.М. Машерова, 2014. – С. 167–169.
  3. Новицкая, О.В. Православные и католические кресты в собрании музея «Замковый комплекс «Мир» / О.В. Новицкая // Актуальные проблемы источниковедения: материалы ІІІ Междунар. науч.-практ. конф., Витебск, 8–9 октября 2015 г. – Витебск: ВГУ имени П.М. Машерова, 2015. – С. 185–187.
  4. Новицкая, О.В. Материалы о Великой Отечественной войне из частных архивов и музейных коллекций для экспозиции Мирского замка / О.В. Новицкая, Л.Е. Прокопенко // Мірскі замак. Крыніцы стварэння музейных экспазіцый: гісторыка-дакументальныя матэрыялы і інфармацыйныя тэхналогіі: матэрыялы навукова-практычнай канферэнцыі (г.п. Мір, 29 мая 2009 г.) / Міністэрства культуры Рэспублікі Беларусь, Нацыянальны мастацкі музей Рэспублікі Беларусь; нав. рэд.: Н.М. Усава. – Мінск: Медысонт, 2013. – С. 93–109.
  5. Amy Cohn. Closing the Circle: The Life of Tzila Zakheim [Электронный ресурс]. – Режим доступа: http://pages.uoregon.edu. – Дата доступа: 20.07.2018.
  6. Mir / Views of Mir in 1990s [Электронный ресурс]. – Режим доступа: www.pages.uoregon.edu/rkimble/Mirweb/MirNow.html. – Дата доступа: 20.07.2018.

 

Fotos: