Memorialisierung des Holocaust in Belarus
Hajduk Tatsjana, Belarus
Die Geschichte des Holocaust ist eine Warnung vor der Unmenschlichkeit des Krieges. Allein unter den zehn Millionen Toten im Zweiten Weltkrieg stehen 6 Millionen Menschenleben-die gesamte Jüdische Bevölkerung der Welt und der zehnte Teil aller Verluste in diesem Krieg. Während des Krieges, in vielen Städten und Orten von Belarus existierten Ghettos. Der Prozess der Erhaltung der Erinnerung an den Holocaust kann nach verschiedenen Kriterien betrachtet werden:
zeitlich (Nachkriegszeit, 90er Jahre, Modernität);
durch die Autorschaft (Staat oder Volk);
Themen (Opfer, Gerechte unter der Völker, Untergrund).
Die meisten Denkmäler und Gedenkstätten, die nach dem Krieg gegründet wurden, enthalten die Formulierung «friedliche sowjetische Bürger», wobei das Wort «Juden» nicht verwendet wird. Wenn wir oft die vernichtungsorte der Juden forschen, sprechen wir die Sprache der Zahlen, ohne dabei die Biografien der Toten zu enthüllen. Heute ist es wichtig, nicht nur die Zahl der zerstörten zu kennen, sondern auch die «Namen» der Toten zurückzugeben.
In der Nachkriegszeit gab es eine offizielle Ausrichtung auf der Demonstration von Heldentaten, und nicht auf der Tragödie des Volkes im Krieg. Deshalb wurden Denkmäler für unbekannte Soldaten aufgestellt. Für die sowjetische Erinnerungskultur war auch der Gigantismus charakteristisch. Im Laufe der Zeit gab es eine Transformation der Erinnerungskultur, die Gigantomanie begann in die Vergessenheit geraten, neue Konzepte und Ansätze für Gedenkstätten werden verwendet.
Illustration 1. Brest Festung
Illustration 2. Gedenkstätte auf dem Gelände des Ghеttos von Babrujsk
Die Verewigung der Ereignisse des Krieges begann nach der Befreiung des Territoriums von Belarus. Seit 1944 erscheinen die ersten Denkmäler, das Belarussische Staatliche Museum für Geschichte des großen Vaterländischen Krieges gegründet wurde. Die Sammlung der Ausstellung des Museums fand während des Krieges statt und war dem Partisanenkampf und der Militärpresse gewidmet. Jetzt befindet sich das Museum in der Nähe der Stele «Minsk-Heldenstadt», wo die Paraden zum Tag der Unabhängigkeit der Republik Belarus gewidmet sind. In der Museumsausstellung sind echte Waffen, Kampftechnik und Uniformen, Alltagsgegenstände, handschriftliche und Fotodokumente, Partisanensiegel, Karten und Illustrationen, die über die Ereignisse des großen Vaterländischen Krieges erzählen, vorgestellt. Das Thema Holocaust wird dort bescheiden präsentiert, es gibt eine Ausstellung, die dem größten Todeslager Trostenetz gewidmet ist.
Auf dem Territorium des Vernichtungslagers Trostenets fand die erste Gedenkkundgebung im Herbst 1944 statt, die Denkmäler erschienen in den 1960er Jahren. Aber Sie verewigten das Gedächtnis nicht aller vernichtungsorte. Die Gedenkstätte Wurde erst im Juni 2018 eröffnet, seit 2010 hat Waltraud Barton eine Initiative gestartet, bei der Schilder mit den Namen der Verstorbenen Deportierten Juden und der Verstorbenen Einwohner an den Bäumen erschienen sind. Die Gedenkstätte Trostenets umfasst jetzt sowohl die sowjetische Erinnerungskultur (Denkmal mit dem ewigen Feuer, Denkmal in Shashkovka, Denkmal auf dem Gelände der Scheune) als auch die modernen Gedenkstätten «das Tor der Erinnerung» (2015) und das Denkmal in Blagovshchina (2018). Die Autoren des gedenkkomplexes in Blagovshchina haben es geschafft, auch gelbe Tafeln zu behalten, die uns helfen, die Namen von Opfern wieder herzustellen.
Illustration 3. Initiative "Malvina" in Blagovshchina
Das Symbol der Tragödie des belarussischen Volkes während des Krieges ist der Gedenkkomplex «Khatyn» (1969). Die "Mauer der Erinnerung" zeigt Nischen, die Informationen über verschiedene vernichtungsorte enthalten: Stalag, Kinderlager, Konzentrationslager und sogar Ghettos. Aber das Wort Ghetto finden Sie nicht in den Nischen, während der Gründung der Gedenkstätte war es nicht üblich, nicht nur die Nationalität zu schreiben, sondern auch das Wort «Ghetto» zu verwenden. Zum Beispiel können wir das Minsker Ghetto in einer großen Nische finden, um herauszufinden, dass es sich um das Minsker Ghetto handelt, helfen uns die Worte «Bezirk von Nemiha-Strasse, Zaslavskaya ...»
Illustration 4. Inschrift in der Gedenkstätte Khatyn über das Minsker Ghetto
Am Beispiel des Minsker Ghettos können wir uns vorstellen, wie sich die Erinnerungskultur des Holocaust verändert hat. 1947 haben die nach dem Krieg zurückgekehrten Juden der Stadt die Erinnerung an die Opfer des Pogroms vom 2-3.März 1942 verewigt, eines der ersten Denkmäler in der UdSSR mit der Inschrift auf Jiddisch – «der Schwarze Obelisk» gegründet. Der Text wurde vom jüdischen dichter Chaim Maltinsky geschrieben. In den frühen 1950er Jahren. diejenigen, die aktiv an der Installation des Denkmals beteiligt waren, wurden verhaftet. Nicht mal das Denkmal war von der Ausrottung bedroht, aber Minsker Juden gelang es zu erhalten und machen es zu einem Ort der Erinnerung (jedes Jahr in einem denkwürdigen Datum, werden dort Kundgebungen durchgeführt).
Seit 1991 beginnt eine neue Etappe in der Erinnerungskultur des Minsker Ghettos. Das lag nicht nur an der Gründung der Vereinigung jüdischer Gemeindeverbände, sondern auch an der Entstehung von Denkmälern, die mit der deutschen Erinnerungskultur verbunden sind. 1992 wurde eine Gedenktafel aufgestellt, die den Bremer Juden gewidmet ist. 1993 fand auch die erste öffentliche Veranstaltung statt – eine Gedenkveranstaltung vom Gelände des ehemaligen jüdischen Friedhofs entlang der Sukhaja Straße zur Grube.
1993 wurde auf dem ehemaligen jüdischen Friedhof das erste Gedenkschild zum Gedenken an die Deportierten Juden aus Hamburg aufgestellt. Im Moment gibt es Gedenkschilder für deportierte Juden aus Bremen, Düsseldorf, Köln, Bonn, Berlin, Wien, Frankfurt am Main, Königsberg, Brünn.
Im Jahr 2000 wurde an der Grube ein Denkmal eingerichtet, die Skulpturengruppe «Die, die zum Tod gehen» wurde gegründet. Jahrestag der Zerstörung des Minsker Ghettos (2008) wurde eine Reihe von Denkmälern eröffnet. Auf dem Friedhof, auf dem 5000 Juden ermordet wurden, wurde ein «Zerbrochener Herd» aufgestellt. Am Ort der Erschießung der Ghetto-Juden in der ehemaligen Tutschinka wurde ein Denkmal mit der Aufschrift: «In der Nähe dieses Ortes in 1941-1943 die Faschisten erschossen mehr als 14 000 Häftlinge des Minsker Ghettos».
Das Zentrum des Studiums des Holocaust in Minsk ist die Geschichtswerkstatt namens Leonid Levin. Es befindet sich in einem Gebäude, das seit der Existenz des Ghettos erhalten ist. Seit 2003 lädt Sie alle ein, die sich mit der Geschichte des Minsker Ghettos, des Todeslagers Trostenets und anderer Tatorte der Nationalsozialisten in Belarus beschäftigen wollen. Sie eröffnet allen interessierten, Zeugen und Wissenschaftlern aus Belarus, Deutschland und anderen Ländern die Möglichkeit, gemeinsame Dialoge zu führen, aus anderen Perspektiven eine eigene Sicht der Geschichte auszudrücken und Vorurteile zu bekämpfen.
Seit 2002 gibt es in Minsk das "Museum für Geschichte und Kultur der Juden von Belarus», in dem die Dauerausstellung «Holocaust in Belarus 1941-1944" stattfindet. Es gibt Dokumente und Materialien aus der Geschichte des Ghettos, Informationen über die Gerechten unter den Völker.
Wenn wir über die Gerechte unter der Völker sprechen, in Belarus gibt es Denkmäler, die gerettet wurden (zum Beispiel im Dorf Poretschje 2000). Den Gerechten Völkern der Welt sind die Alleen der Gerechten in Bobruisk (2005) und Minsk (2000) gewidmet.
Illustration 5. Ein Denkmal Für die Gerechten unter den Völker. Bobruisk.
Illustration 6. Die Gasse der Gerechten unter den Völker. Minsk
Die Untergrund - und Partisanentätigkeit der Juden wird bei uns nicht nur durch die Namen der Personen, sondern auch durch die Gedenktafel Michail Gebelew, das Denkmal Mascha Bruskina (2008) vorgestellt.
Ein einzigartiger Ort, an dem das Beispiel der Rettung und Konfrontation während des Krieges enthüllt wird, ist das Museum des jüdischen Widerstands in Nowogrudak. Es befindet sich auf dem Gelände des ehemaligen Ghettos. Die Ausstellung macht nicht nur das Leben im Ghetto bekannt, sondern zeigt auch den Weg zur Rettung, in die Abteilung zu den Brüdern Belski. Im Jahr 2018 wurde auf dem Territorium des Museums, auf dem Geld eines lokalen Unternehmers, ein Denkmal für das Mädchen aus dem Ghetto – Michle Sosnovskaya installiert.
Illustration 7. Denkmal Für Michle Sosnovskaya. Nowogrudok
Das Thema der Erhaltung der Erinnerung an den Holocaust ist aktuell und jetzt gibt es eine aktive Arbeit an der Sammlung und Erhaltung der Namen der Toten in Ghettos und Vernichtungsstätten, die Arbeit an der Auffüllung der Museumsausstellungen, die Schaffung und Eröffnung von Gedenkstätten. Eines der Wahrzeichen des Jahres 2018 waren die Gedenkveranstaltungen zum 75.Jahrestag der Liquidation des Minsker Ghettos.