Zusammenarbeit mit Yad Vashem: eine Bildungsperspektive

Vom 5. bis 14. November 2017 nahm eine Delegation der Geschichtswerkstatt Leonid Lewin am Seminar für belarussische Multiplikatoren in Yad Vashem (Jerusalem, Israel) teil. Der Delegation gehörten Viktor Balakirev, Alexander Dalhouski und Irina Kaschtelan an. Das Seminar zeichnete sich durch ein hohes berufliches Niveau aus und stellte eine Kombination von theoretischem und praktischem Material sowohl zu der ältesten als auch zu der jüngsten Geschichte dieses Landes dar.

Die Seminarteilnehmer hörten sich faktenreiche Referate bekanntester jüdischer Historiker Yehuda Bauer, Arkadi Selzer, Ilia Lourié, Daniel Romanoswki und anderer Fachleute über den Aufbau der jüdischen Gemeinde, das Schicksal sowjetischer Juden, die Geschichte des Antisemitismus, die Begriffe Genozid und Katastrophe an. Die Vorkriegsgeschichte und die Ereignisse der nachfolgenden Kriegssituation wurden vom Standpunkt des jüdischen Volkes aus dargestellt. Der praktische Unterricht gab den Seminarteilnehmern die Möglichkeit, am eigenen Beispiel die erzieherische Wirkung der Bildungsprodukte von Yad Vashem auf die Jugendlichen zu verspüren und die Feinheiten ihrer Anwendung kennenzulernen („Stimmen und Gesichter der vergangenen Welt“, „Drei Puppen“).

Die Seminarteilnehmer bereicherten ihr Wissen nicht nur im Bereich der Geschichte, sondern auch im Bereich der Kultur (das Thema Shoah in der Literatur, Kinematographie, darstellender Kunst). Zum Exkursionsplan gehörte nicht nur die Bekanntschaft mit der Geschichte dieses Landes, sondern auch mit seiner gegenwärtigen Entwicklung. Das Eintauchen in dessen Kultur durch gemeinsame Feier des Shabbat und die Aneignung jüdischer Tänze ermöglichte es, die positive Energetik des jüdischen Volkes, die seinen Zusammenhalt gewährt, besser zu verstehen.

Die mit zahlreichen Exponaten und Bildern veranschaulichte Erzählung über die Prinzipien der Bildungsarbeit in Yad Vashem trug zum besseren Verständnis der Genese dieser Gedenkstätte, ihrer inneren Organisation und der Probleme bei der Memorialisierung bei. Die Gedenkstätte Yad Vashem vertiefte den Einblick der Seminarteilnehmer in die uralte Geschichte von Israel,  in den Kampf des jüdischen Volkes ums Überleben. Sie konnten sich davon überzeugen, dass der Besuch dieser Gedenkstätte für jeden obligatorisch sein soll, der sich für dieses Thema interessiert.

Das Team der Geschichtswerkstatt führte den Seminarteilnehmern aus anderen Regionen von Belarus eine Präsentation ihrer Tätigkeit durch und erzählte über die Tätigkeit der Minsker internationalen Bildungs- und Begegnungsstätte J. Rau. Es fand eine lebhafte Diskussion statt.

Zu einem weiteren Pluspunkt der Bildungsreise wurde auch die Aufnahme von zwei wichtigen Interviews mit den Zeitzeugen des Minsker Ghettos - Mark Taiz und David Taubkin, die jetzt in Israel leben. Ihre Erinnerungen werden in der nächsten Zeit im elektronischen Archiv der Geschichtswerkstatt archiviert.

Das Informationsmaterial des Seminars bewegt zum Nachdenken und schafft neue Ideen in der Tätigkeit der Geschichtswerkstatt, hilft neue Akzente in ihrer Arbeit zu setzen und trägt zum Transfer von Wissen, Methoden der Vorbereitung eigener Bildungsprodukte zum Thema Holocaust bei.  Die Teilnahme am Seminar vermittelte den Mitarbeitern der Geschichtswerkstatt eine Perspektive für gemeinsame Projekte mit Yad Vashem sowie mit anderen Organisationen, deren Vertreter das Programm des Seminars mitabsolviert haben.

 

 

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