Das didaktische Lernmittel „Das Minsker Ghetto“ auf dem Nationalen Bildungsportal

Das didaktische Lernmittel „Das Minsker Ghetto“, das in der Geschichtswerkstatt Leonid Lewin in Zusammenarbeit mit dem belarussischen Oral-History-Archiv entwickelt wurde, ist jetzt in elektronischer Form auch auf dem Nationalem Bildungsportal unter dem Link http://adu.by/ru/homepage/obrazovatelnyj-protsess-2017-2018-uchebnyj-god/202-uchebnye-predmety-v-xi-klassy/1284-istoriya-belarusi.html (Zusatzmaterialien zum Lehrfach „Geschichte von Belarus“) vorgestellt.

Das ist nach einer entsprechenden Expertise des Bereichs für Geschichte und Staatskunde und dem Beschluss des wissenschaftlich-methodischen Rates des Bildungsministeriums der Republik Belarus zu Vorschul-, Schul- und Fachschulbildung, sozialer und erzieherischer Arbeit vom 19. Juni 2018 möglich geworden. Es ist ein bedeutender Schritt auf dem Weg der Bewahrung des Andenkens an den Holocaust in Belarus sowie eine große Stütze für die Lehrer bei der Arbeit mit den Jugendlichen zu diesem Thema – jetzt kann jeder belarussische Geschichtslehrer diese Materialien bekommen und sie in seiner Bildungsarbeit nützen. Es ist umso wichtiger, sich an diese Thema heute zu erinnern, weil in diesem Jahr des tragischen Ereignisses der Auflösung des Minsker Ghettos zum 75. Mal gedacht wird.

 Die Einzigartigkeit dieses Lernmittels besteht in seinem anthropologischen Charakter: hier gibt es nicht viele Daten, dafür sehr viele Geschichten von Menschen, die Holocaust überlebt haben. Es ist ein Versuch, sich von allgemeinen Klischees und bloßem Nacherzählen der Chronologie zu befreien und das Wichtigste in der Geschichte - ganz konkrete Menschenschicksale – zu beleuchten. Denn aus der Tragödie eines einzelnen Menschen fügte sich schließlich die Tragödie des ganzen Volkes zusammen. Dabei wurden diese Geschichten von den Betroffenen selbst erzählt.

Die Autoren des Lernmittels gaben sich Mühe, Empathie bei den heutigen Schülern hervorzurufen, ihre Gleichgültigkeit sowie das gewohnte gedankenlose Auswendiglernen und die Widergabe des gelernten Materials zu überwinden. Deswegen verlangen hier alle Aufgaben ein analytisches bzw. kreatives Herangehen. Die Schüler sollen dieses komplizierte und schwierige Thema nicht nur schlechthin verstehen, sondern auch sich durch den Kopf gehen lassen. Dieses Lernmittel ist ein Versuch, sich in das Thema maximal zu vertiefen. In einer durch die Fachleute durchdachten Form gibt es den Lehrern Fachwerkzeug für die interaktive Arbeit im Unterricht und gestattet es, die Erinnerungen der Zeitzeugen dabei aktiv zu verwenden.

Innovation und Attraktivität der Materialien machten das Lernmittel zu einem denkwürdigen didaktischen Beispiel für die Lehrer in ganz Belarus, und wir hoffen, dass es Impulse für die Entwicklung auch anderer ähnlicher Lernhilfen zur Holocaust-Geschichte anderer belarussischer Schtetl, sowie für die Wahrung des Andenkens an andere Opfergruppen des Krieges geben wird.

 

Die Autoren des Lernmittels sind:  Irina Bernat – Lehrerein für Geschichte und Staatsbürgerkunde,  Methodikerin des Minsker Gymnasiums №36, Leiterin der wissenschaftlichen Gesellschaft des Gymnasiums; Tatjana Gaiduk – Historikerin, Fremdenführerin, Geschichtslehrerin der 2. Qualifikationsstufe des Minsker Gymnasiums №50 г.Минска;  Darja Dedjula – Historikerin, Aspirantin der Fakultät für Geschichte der belarussischen staatlichen Universität; Dr. Irina Kaschtelan – Historikerin, Leiterin der Geschichtswerkstatt, Teilnehmerin des Projektes „Belarussisches Oral-History-Archiv“; Darja Kossjakowa – Lehrerin für Geschichte und Staatsbürgerkunde der 1. Qualifikationsstufe des Minsker Gymnasiums №34, Autorin von didaktischen und methodischen Lernhilfen zu Weltgeschichte und Geschichte von Belarus; Tschumakowa Antonina – Historikerin,  Guide/Übersetzerin, stellvertretende Leiterin der Geschichtswerkstatt.

Als Berater und Gutachter traten auf: Dr. phil Alexander Dalhouski, Dr. phil Kusma Kosak, Beatrice Paetzold, Dr. Kristiane Janeke.

Partnerorganisationen des Projektes: das Belarussische Oral-History-Archiv, die Geschichtswerkstatt Leonid Lewin, Culture goes Europe (Erfurt, Deutschland).

Das didaktische Lernmittel besteht aus 16 Lernkarteien, jede von denen eine bestimmte Frage behandelt, wobei sie einander gegenseitig ergänzen: „Die Minsker Juden: Leben vor dem Krieg“, „Errichtung des Ghettos“, „Leben“ im Ghetto“, „Deportation: Der Weg in nur einer Richtung“, „Der Massenvernichtungsort Trostenez“ u.a. In den Lernkarteien befinden sich Auszüge aus den historischen Dokumenten, Zitate aus den Erinnerungen der Zeitzeugen und andere Quellen, zu denen Aufgaben und Fragen zum Thema ausgearbeitet sind. Der Lehrer kann sie einzeln, in der nötigen Reihenfolge und bei unterschiedlichen Unterrichtstypen verwenden.

In einer gesonderten Broschüre sind Informationsmaterialien für den Lehrer gesammelt: der historische Kontext, das Glossar der Fachbegriffe, das Literaturverzeichnis und die Liste der empfohlenen Literatur. Eine CD enthält digitale Kopien der Lernkarteien sowie zusätzliche Materialien.

 

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