Buchpräsentation in der Geschichtswerkstatt

In der Geschichtswerkstatt Leonid Lewin findet die Präsentation der deutschen Fassung des Sammelbandes mit den Erinnerungen der ehemaligen Ghettogefangenen «Wir halten die Erinnerung lebendig! Unser Vermächtnis gilt der Welt - bewahrt diese Erinnerung…!» statt.

 

„In jener Zeit waren wir Kinder, ich war damals erst drei alt, und wir fingen irgendwann mal zu weinen an. Dann flüsterte mir meine Mutter ins Ohr, und ich prägte mir ihre Worte für immer ein: „Schweig! Sonst werden die Deutschen dich töten!“ Und dann hörte ich sofort zu weinen auf»

 

„Die Kinder versuchten früh am Morgen aus dem Ghetto in die „russische Zone“ zu gelangen. Man war hungrig, und der Hunger trieb uns „unter den Stacheldraht“. Unsere Eltern warnten uns davor, wir sollten es lieber lassen und zu Hause bleiben. Doch wir hörten auf sie wenig. In der „russischen Zone“ half uns mancher, mancher jagte uns weg: „Geh weg von hier, du, Judenkind!“ Manchmal hatten wir Glück und bekamen ein paar Kartoffeln oder einen Brei. Wir brachten das alles nach Hause mit. Unsere Mutter schimpfte auf uns, aber jeder wollte essen“…

 

„Der Pogrom am 2. März 1942 brachte die ersten Verluste in unsere Familie. Wir befanden uns alle in der sogenannten „Malina“ (ein Versteck unter dem Fußboden). Unser kleiner Bruder schrie und weinte vor Kälte und Hunger. Unsere Oma nahm ihn in die Arme und setzte sich auf einen Hocker, um den Eingang in die „Malina“ zu verdecken. Die Faschisten nahmen sie, mein liebes Brüderchen Sjemotschka und unseren Opa mit und erschossen sie»…

 

Diese und auch andere Kindererinnerungen ehemaliger Gefangener des Minsker Ghettos sind Inhalt des Sammelbandes unter dem Titel «Wir halten die Erinnerung lebendig! Unser Vermächtnis gilt der Welt - bewahrt diese Erinnerung…!» Die Originalausgabe der Minsker gesellschaftlichen Vereiniguing „Gilf“ erschien 2013. Vier Jahre später wurde das Buch nun  ins Deutsche übersetzt.

Die Übersetzung und die Herausgabe des Buches mit den Erinnerungen der Häftlinge wurde durch die freundliche Unterstützung des außerordentlichen und bevollmächtigten Botschafters der Bundesrepublik Deutschland Peter Dettmar ermöglicht.

An der Buchpräsentation und der anschließenden Diskussion über die Erinnerungskultur des Holocaust werden die Vertreter der deutschen, britischen und belarussischen Botschaften, ehemalige Häftlinge des Minsker Ghettos, Vertreter der gesellschaftlichen Vereinigungen der Nazi-Opfer, Historiker, Pädagogen und Journalisten teilnehmen.

Die Präsentation findet am 2. Februar 2017 um 15.00 Uhr in der Geschichtswerkstatt Leonid Lewin statt (Minsk, Suchajastraße, 25)

Eintritt auf Einladung

 

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