Bildungsreise nach Berlin "Geschichte des Nationalsozialismus und die Holocaust-Tragödie. Erinnerungskultur in Deutschland"

Vom 3. bis 8. Oktober beteiligten sich belarussische Geschichtslehrer, Pädagogen und Museumsmitarbeiter an einer Bildungsreise. In Berlin besuchten die Reiseteilnehmer die Orte, die mit der Geschichte des Nationalsozialismus und des Holocaust verbunden sind, sowie machten sich mit der deutschen Erinnerungskultur an den 2. Weltkrieg bekannt.

Die Bekanntschaft mit dem Thema begann im Haus der Wannsee-Konferenz, in dem am 20. Januar 1942 die geschlossene Sitzung hochrangiger Vertreter der nationalsozialistischen Reichsregierung und SS-Behörden stattgefunden hatte, die als "Wannseekonferenz" in die Geschichte eingegangen ist. Der Mythos davon, dass im Speisezimmer des Gästehauses am Ufer des Wannsees der Beschluss über den Genozid der Juden gefasst wurde, ist inzwischen zerstreut: der Beschluss wurde zu dieser Zeit bereits gefasst. In der Sitzung wurden lediglich technische Fragen besprochen - es wurde der Prozess der sogenannten Industrialisierung der Judenvernichtung behandelt.

Im Museum besichtigten die Gäste die Exposition, die thematisch angeordnet ist - von den Anfängen des Antisemitismus bis zum Ende des 2. Weltkrtieges. Die Gruppe besuchte den Bahnhof Berlin-Grunewald. Von hier aus wurden die Juden in die osteuropäischen Ghettos deportiert. "Hier wurden wir von dem Zusammenstoß beider Welten tiefst beeinflusst - der vergangenen und der heutigen Welt. Das quirlende Leben auf dem modernen Bahnhof und Stille auf der Plattform № 17".

Das jüdische Museum in Berlin beeindruckte am meisten durch seine architektonische Lösung. Zickzackartige Räume des Museums sumbolisieren jene Leere, die in Europa nach dem Krieg wegen unzähliger unschuldiger Opfer und zerstörter jüdischer Kultur entstanden war. Der Garten des Exils ruft bei dem Besucher Schwindel hervor, vermittelt ihm das Gefühl der Desorientierung und Verlorenheit. Dieses Herangehen des Architekten Daniel Liebeskind beeinflusst die Gefühle und Emotionen der Besucher in sehr starkem Maße. Die Exposition des Museums orientiert sich auf die Bekanntschaft mit dem jüdischen Leben - der Kultur, Traditionen, Religion und dem intellektuellen Beitrag der Juden.

Das Mahnmahl für alle ermordeten Juden Europas im Zentrum Berlins verleitet zu Reflexionen. Die Wahl des Ortes selbst, graue Platten, ihre große Anzahl, die Meinung der Öffentlichkeit - all das erzählt die Geschichte der Juden und Deutschen und demonstriert gleichzeitig die Erinnerungskultur an den Holocaust.

Belarussische Lehrer und Museumsmitarbeiter waren von dem Besuch im Dokumentationszentrum Topographie des Terrors besonders stark beeindruckt. Dort erwartete sie eine besondere Führung, die die Arbeitsmethode zum Thema "Organisation des Terrors und der Gewalt im nationalsozialistischen Deutschland" und mit den historischen Fotos beinhaltete.

Mit großem Interese besuchte die Gruppe belarussischer Multiplikatoren das Deutsch-Russische Museum Karlshorst, das sich im Gebäude befindet, wo in der Nacht vom 8. auf den 9. Mai die Akte über die bedingungslose Kapitilation des faschistischen Deutschland unterschrieben wurde. Bei der Bewertung der Information während der Führung und der Exponate des Museums hoben die belarussischen Lehrer die Tatsache hervor, dass im Museum außer den gewohnten Themen über den 2. Weltkrieg auch solche Themen wie sowjetische und deutsche Kriegsgefangene, Kollaborationismus, Leben während der Okkupation, Schicksal der Frauen und Ostarbeiter im Krieg behandelt werden, die in Belarus wenig berührt werden.

Die Bildungsreise wurde dank der Zusammenarbeit mit dem Haus der Wannsee-Konferenz und der finanziellen Unterstützung des EU-Projektes MOST zur Erweiterung professioneller Kontakte zwischen den Bürgern von Belarus und der EU möglich.

 

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