75 Jahre der Tragödie des Minsker Ghettos

Am 21.-23. Oktober 1943 wurde das Minsker Ghetto, das größte Ghetto auf dem Territorium von Belarus, aufgelöst. Seinem Ausmaß nach war es mit den Ghettos in Warschau, Łódź und Lwow (Lemberg) vergleichbar. Die Ermordung und Folterung der Gefangenen dauerten mehr als zwei lange Jahre.

Seit dem Moment seiner Errichtung am 20. Juli 1941 wurde das Minsker Ghetto von der deutschen Okkupationsmacht als eine bedeutende Ressource für die Zwangsarbeit und Bereicherung genutzt. Gleichzeitig wurde es zum Ort der Vernichtung von mehr als 70 Tausend Minsker Juden und 7 Tausend aus Deutschland, Österreich und Tschechoslowakei (Tschechen) deportierten Juden.

Bereits 1941 wurden während der Massenvernichtungsaktionen mehr als 20 Tausend, vorwiegend belarussische Juden, ermordet. In der Zeit vom Mai 1942 bis Oktober 1943, nach der Einführung des Vernichtungsortes Blagowschtschina in die Struktur des Konzentrationslagers Trostenez, steigt die Zahl der ermordeten Gefangenen.  Der tägliche Gebrauch von Gaswagen in Minsk hatte bis zu 500 Toten am Tag zur Folge. Im Ergebnis blieben auf dem Territorium von Ghetto bis Oktober 1942 nur noch 273 Häuser, in denen knapp 15 Tausend Juden wohnten. Laut Angaben der belarussischen Geschichtsforscherin Galina Knatko befanden sich im April 1943 im Ghetto nur noch etwa 8,5 Tausend Gefangene.

Die deutsche Forscherin Pertra Rentrop berichtet über die Deportationen aus dem Ghetto im September 1943:

Am 16. September kam ein Zug mit einer unbekannten Zahl von jüdischen Männern aus Minsk im Todeslager Sobibor an, drei Tage später kam ein anderer Transport, in dem sich etwa 400 bis 500 Juden aus Minsk befanden.

Am 18. September fuhr noch ein Zug aus Minsk nach Sobibor mit etwa 2 Tausend Juden ab. Unter den Deportierten war auch der zukünftige Leiter des Aufstandes Alexander Petscherskij.

Anfang Oktober 1943 soll noch eine Deportation belarussischer und deutscher Juden aus Minsk nach Auschwitz stattgefunden haben.

Die letzten Opfer des Ghettos wurden von den Nazis am 21.-23. Oktober 1943 ermordet. Es sei bemerkt, dass die meisten Gefangenen des Ghettos bereits früher ermordet wurden bzw. in der Zeit der Epidemie starben. Einem Teil der Gefangenen gelang die Rettung durch die Flucht in die Partisanenzone, ein kleiner Anteil der Gefangenen überlebte in dem sogenannten „Mini-Ghetto“ in den Minsker Betrieben, knapp ein Dutzend Menschen überlebte in der sog. „Malina“, d.h. in den Kellern und Erdlöchern.

Indem wir die Geschichte des Minsker Ghettos erforschen, erinnern wir uns an seine ermordeten und zu Tode gefolterten Gefangenen, deren Tod zum Symbol der Holocaust-Tragödie geworden ist. Auch 75 Jahre nach diesen schrecklichen Ereignissen bewahren wir unser Andenken daran!

Referent der Geschichtswerkstatt Kusma Kosak

 

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