15-jähriges Jubiläum der Geschichtswerkstatt

Das 15-jähjrige Jubiläum der Gründung der Geschichtswerkstatt beging man am 14. März 2018 mit der Eröffnung der Ausstellung „Auf dem Wege zur gesamteuropäischen Erinnerung“, in der die Arbeiten des berühmten Architekten und der Persönlichkeit des öffentlichen Lebens Leonid Lewin und seiner Tochter Galina Lewina gezeigt wurden.

Leonid Lewin war einer der Mitbegründer der Geschichtswerkstatt, vor genau 15 Jahren eröffnete er hier seine erste Ausstellung unter dem Titel „Minsker Ghetto. Vernichtungslager Trostenez“. Am 13. Dezember 2014 wurde von der Minsker Öffentlichkeit der Beschluss gefasst, einem der bedeutenden historischen Objekte der Stadt Minsk, dem belarussisch-deutschen Gemeinschaftsprojekt „Geschichtswerkstatt“, den Namen des verdienten Architekten der Republik Belarus Leonid Lewin (postum) zu verleihen.

Die zurzeit in der Geschichtswerkstatt ausgestellte Exposition besteht im Ganzen aus 12 Ausstellungstafeln, die über das Schaffen von Leonid und Galina Lewin und ihren Beitrag zur gesamteuropäischen Erinnerungskultur Einblick geben. Außerdem können die Besucher hier auch die Sammlung ihrer Zeichnungen von städtischen Landschaften Europas unter dem Titel „Städte gegenüber…“ sehen.

Die Erbauer von Erinnerungsbrücken zwischen den Ländern – so kann man Galina und Leonid Lewin charakterisieren. Die von ihnen geschaffenen monumentalen Werke zeigen anschaulich ihr Talent und Freimütigkeit sowie den Maßstab und die Vielfältigkeit ihrer Tätigkeit: Architektur, öffentliches Leben, Malerei und Graphik, Literatur.

Bei der Eröffnung der Ausstellung unterstrich Peter Dittmar, Botschafter der Bundesrepublik Deutschland in Belarus, dass die Werke von Leonid Lewin als Künstler und Architekt solche Begriffe wie Verständigung, Versöhnung, Bildung und Erinnerung widerspiegeln. „Viele von ihm geschaffene Mahnmale und Gedenkstätten erinnern uns an grauenhafte Ereignisse und menschliches Leiden während des Zweiten Weltkrieges. Sie sind Warnungen an heutige und zukünftige Generationen. Eine symbolische Bedeutung besitzen in diesem Sinne die Gedenkstätte Chatyn, die Skulpturengruppe „Jama“ und die Gedenkstätte in Krassny Bereg. Der Beitrag von Leonid Lewin in die europäische Erinnerungskultur bleibt dank diesen Gedenkstätten ewig bestehen“ – erklärte  Herr Dettmar. 

 Der Vorsitzende der Direktion der IBB J. Rau Minsk Viktor Balakirew betonte in seiner Ansprache die Wichtigkeit der Konzeption „Bildung am authentischen Ort“ und bemerkte, dass die Geschichtswerkstatt eines der ältesten Gebäude auf dem Gelände des ehemaligen Minsker Ghettos ist. Er erinnerte daran, dass die Geschichtswerkstatt im Laufe ihrer 15-jährigen Geschichte mehrmals kurz vor der Schließung war. Ihre weitere Existenz lässt sich in vielerlei Hinsicht dadurch erklären, dass die Zeitzeugen des Zweiten Weltkrieges und die ehemaligen Gefangenen des Minsker Ghettos die Geschichtswerkstatt als ihr eigenes Haus ins Herz geschlossen haben. „Da die lebenden Zeitzeugen leider immer weniger werden, befindet sich die Geschichtewerkstatt zurzeit in einer schwierigen Transformationsphase, in der sie nach neuen Arbeitsmethoden suchen muss. Sie muss aber eine Brücke zwischen den Generationen und zwischen Ost und West bleiben“, – betonte Viktor Balakirew.

Ihre Ansprachen hielten auch Matthias C. Tümpel, Vorsitzender der Teilnehmerversammlung von IBB Minsk und Dortmund, Boris Gersten, stellvertretender Vorsitzender des Verbandes der belarussischen jüdischen gesellschaftlichen Organisationen und Gemeinden, Leonid Dranko-Mojsjuk, Dichter und Natalja Golubewa, Schriftstellerin. Die Veranstaltung wurde vom Referenten der Geschichtswerkstatt Kusma Kosak moderiert.

Zum Abschluss der Veranstaltung, in der Leonid Lewins gedacht wurde, führte Galina Lewina die Teilnehmer durch die Ausstellung und würdigte noch einmal den Beitrag Lewins in die gesamteuropäische Erinnerungskultur.

 An der Zeremonie der Eröffnung der Ausstellung nahmen auch teil: Andrea Wiktorin, Leiterin der EU-Delegation in Belarus, Maria Donez, Attaché der Botschaft der Russischen Föderation in Belarus, Iwan Baschnjak, erster Sekretär der Botschaft der Ukraine in Belarus, Astrid Sahm, Geschäftsführerin des Internationalen Bildungs- und Begegnungswerks Dortmund, Reiner Schlief, Mitglied der Teilnehmerversammlung der IBB Minsk und Dortmund sowie Vertreter von internationalen, staatlichen und gesellschaftlichen Organisationen.

Die Ausstellung „Auf dem Wege zur gesamteuropäischen Erinnerung: Das Schaffen von Galina und Leonid Lewin“ bleibt im Gebäude der Geschichtswerkstatt in der Suchaja-Straße 25 bis zum 16. April 2018 geöffnet. Gruppenführungen sind nach telefonischer Vereinbarung (+375 17 380 37 17) möglich.

Fotos: