Der Gerechte unter den Völkern Viktor Čërnyj ist verstorben

Viktor Čërnyj wurde 1928 auf dem Bauerngut Mogil'noje im Bezirk Borisov geboren.

Viktors Vater wurde wegen Verbindung zu den Partisanen einige Monate nach Kriegsanfang erschossen, Viktor und seine Schwestern blieben alleine.

1941 bat Marija Chajmovna Ėpštejn mit ihrer kleinen Tochter Raja die Geschwister um Unterkunft. Sie stellten sich als Flüchtlinge aus Smolensk vor. „Sie hatten auch einen Akzent, keiner wollte sie beherbergen, als man erfuhr, dass sie Juden waren.

Viktor erinnert sich, wie sie sich auf das stets unerwartbare Kommen der Deutschen vorbereiteten: „Ich übernachtete nicht im Haus. Ich machte mir ein Nest auf dem Heuboden, und sie (Marija), eine alte Frau, sie tat, als ob sie taub wäre. So bestellten die Leute bei ihr gestrickte Socken und Fausthandschuhe“. Marija setzte sich das Kopftuch auf, nahm Platz am den Ofen und strickte oder verrichtete eine andere Arbeit, ohne den Kopf zu heben, wenn jemand an die Tür klopfte. Viktor ist sich sicher, dass viele Dorfeinwohner wussten, dass bei ihnen Juden wohnten, sie aber nicht verrieten. Marija war immer sehr vorsichtig. Sie verbrachte bei insgesamt etwa drei Jahre bei den Waisenkindern. Nach dem Rückzug der Deutschen kehrte Marija Chajmovna nach Borisov zurück, wo sie ein Zimmer erhielt. Anna wohnte noch längere Zeit bei ihnen. „Die Juden halfen uns, weil sie in der Stadt waren und wir im Kolchos“.

Viktor kam nicht in den Genuss einer weiteren Ausbildung. Zwanzig Jahre lang war als Meliorationsfachmann tätig. 1953 heiratete er. Er hat zwei Töchter, einen Sohn und viele Enkelkinder. Marija Chajmovna Ėpštejn emigrierte 1993 zusammen mit ihrer Tochter und zwei Enkelinnen nach Israel.
1997 wurde Viktor Čërnyj der Ehrentitel „Gerechter unter den Völkern“ verliehen.

Das Team der Geschichtswerkstatt spricht der Familie von Viktor Alekseevich sein Beileid aus.

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